Psychisch Kranke richtig beraten

Rund ein Drittel aller Arbeitslosengeld-II-Empfänger ist psychisch krank, das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor. Die Betroffenen leiden unter Depressionen, körperliche Beschwerden verursacht durch den seelischen Leidensdruck oder Angst- und Zwangserkrankungen. Um sich über den richtigen Umgang mit psychisch Kranken in der Beratung und Vermittlung auszutauschen, haben nun die Jobcenter aus Bielefeld, Gütersloh, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn eine gemeinsame Fachtagung veranstaltet.

„Psychische Erkrankungen sind mit einem negativen Stigma belastet. Gerade deswegen ist es für Jobvermittler wichtig, über den tatsächlichen Charakter der Erkrankung informiert zu sein, um eventuell eigene Vorurteile zu revidieren und den Betroffenen offen gegenüber treten zu können“, erklärte Psychologe Joachim Wieck vom Berufsförderungswerk Bad Pyrmont in seinem Vortrag auf der Fachtagung. Viele Betroffene zögern, offen über ihre Erkrankung zu sprechen. Daher beginnen die Schwierigkeiten in der Beratung häufig schon damit, dass die Jobcenter-Mitarbeiter erkennen müssen, dass jemand unter einer psychische Erkrankung leidet. Gelingt ihnen das nicht, kommt es oft zu Missverständnissen und Konflikten, wenn beispielsweise Jobvermittler Symptome der Krankheit wie Antriebsmangel oder Sozialphobien als geringes Interesse an einem Job deuten.

„Ich werde jetzt sensibler auf Äußerungen und Verhalten der Kunden achten, um Merkmale einer psychischen Erkrankung zu erkennen“, so das Fazit eines Teilnehmers. Anderen wurden ihre unbewussten Vorurteile und Ängste vor Augen geführt. „In meiner Vorstellung hatte psychisch krank immer auch etwas mit Aggressivität zu tun, schließlich wird es in Fernsehen und Büchern häufig auch so dargestellt“, meinte ein weiterer Teilnehmer.

Für 2014 ist eine Fortsetzung der Fachtagung geplant. Denn, so sind sich alle Teilnehmer einig, psychische Erkrankungen sind und bleiben ein wichtiges Thema in den Jobcentern.

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